Spotify: Schwedisches One-Hit-Wonder?

Anfang April dieses Jahres gelang dem schwedischen Musikstreaminganbieter Spotify ein erfolgreiches Börsendebüt. Besonders erwähnenswert ist hierbei, dass die Schweden einen äußerst unkonventionellen Weg für ihren IPO gewählt haben. Spotify ging mit dem ersten Direktlisting an der Wall Street in die Geschichtsbücher ein. Man verzichtete also auf eine Zeichnungsfrist, Preisspanne sowie einen Emissionspreis und auch Investmentbanken mussten nicht engagiert werden. Dieses Vorgehen spart neben dem enormen Zeitaufwand auch eine Menge Geld, ist aber auch mit höheren Risiken verbunden. Das mutige Manöver glückte jedoch. Der Eröffnungskurs (165,90$) übertraf den Referenzpreis von 132$ deutlich. Hinter Facebook und Alibaba war dies einer der größten Tech-Börsengänge der letzten Jahre.
Der erfolgreiche Sprung auf das Parkett an der Wall Street machte auch den Gründer und derzeitigen CEO von Spotify Daniel Ek zum Multimilliardär. Der Geschäftsführer des Audio-Streamingdienstes hält knapp neun Prozent der Anteile an seinem Unternehmen. Dies entspricht einem Vermögen von rund 2,5 Milliarden US-Dollar.

Aktuell bringt Spotify insgesamt rund 30 Mrd. Dollar Marktkapitalisierung (Market-Cap) auf die Waage. Das Unternehmen zählt gegenwärtig weltweit 70 Millionen zahlende Kunden (Premiumnutzer), bis Jahresende soll sich diese Zahl auf mindestens 92 Millionen erhöhen. Die Premiumkunden stellen die wichtigste Einnahmequelle für die Schweden dar. Rund 90% der Gesamteinnahmen stammen aus den kostenpflichtigen Abos. Der Rest wird durch Werbeunterbrechungen bei den kostenlosen Konten eingespielt.Insgesamt kommt Spotify derzeitig auf 195 Millionen Abonnenten (bei 159 Mio. „Monthly Users“) in 61 Ländern. Mehr als 70% der Kunden sind jünger als 35 Jahre. Die renommierte Nachrichtenagentur Bloomberg geht zudem davon aus, dass der schwedische Musikstreaminganbieter in Zukunft weltweit noch ca. 1,6 Milliarden potentielle Kunden hinzugewinnen könnte.


Bildquelle: Reuters

Spotify wächst rasant: Im vergangenen Jahr steigerte man den Umsatz um knapp 40% auf 4,1 Milliarden Euro. In diesem Jahr erwartet man eine Abschwächung des Umsatzwachstums auf 20 bis 30 Prozent. Der prognostizierte Erlös für 2018 liegt bei knapp 5,3 Milliarden Euro. Doch dieses hohe Wachstum hat seinen Preis. Spotify schreibt seit seiner Firmengründung unentwegt rote Zahlen. 378 Millionen Euro betrug der Verlust im letzten Jahr. In diesem Jahr soll das Minus auf 230 bis 330 Millionen eingedämmt werden. Ob dies dem Musikstreamingdienst gelingen mag, bleibt abzuwarten. Spotify hat mit hohen Kosten zu kämpfen, vor allem die Gebühren, die der schwedische Konzern pro abgespieltem Lied an Musiklabels, wie z.B.  Universal oder Sony, zahlen muss, sind hoch. Die Preise für die Kunden deutlich zu erhöhen erscheint in Anbetracht der ebenfalls stark wachsenden und teils namhaften Konkurrenz (Apple, Google, Amazon etc.) äußerst schwierig. Oftmals wird Spotify mit dem Videostreamingdienst Netflix verglichen, doch die Kalifornier produzieren inzwischen immer mehr eigene Inhalte. Dies ist bei Spotify aktuell noch nicht der Fall.

Ein großer Vorteil von Spotify (der Name ist eine Vermischung der beiden englischen Verben to spot „entdecken“ und to identify „identifizieren“), durch welche sich der schwedische Musikdienstleister zurzeit von der Konkurrenz abgrenzt, sind die personalisierten Playlists. Mithilfe der umfangreichen Sammlung und Auswertung von Nutzerdaten (Musikbibliotheken, Hörgewohnheiten etc.) können dem Kunden individuelle Musikvorschläge gemacht werden. Darüber hinaus gibt es bei Spotify seit geraumer Zeit nun auch Podcasts und Hörbücher. Ein Geschäftsfeld, das die Konkurrenz jedoch bereits ebenfalls erkannt hat.

Schlussendlich dürfte der langfristige Erfolg Spotifys davon abhängen, inwieweit man in der Lage sein wird, die hohen Kosten weiter zu reduzieren und sich entscheidend von der finanzstarken und namhaften Konkurrenz (v.a. aus dem Silicon Valley) abzuheben.
Spätestens die ersten Quartalszahlen der Schweden als börsennotiertes Unternehmen letzte Woche erstickten die jüngste Euphorie nach dem umjubelten Börsengang. Der Verlust von 169 Millionen Euro (1,01 € pro Aktie) im ersten Quartal 2018 fiel deutlich höher aus als von den Analysten (Konsens: -0,36€  EPS) erwartet, weshalb der Markt die Aktie auf Talfahrt (in der Spitze -10%) schickte. Ein Investment in Spotify, das unterstreicht diese deutlich abstrafende Marktreaktion auf die mauen Zahlen, dürfte also alles andere als ein Selbstläufer werden. Die Analysten von J.P. Morgan zeigen sich indes optimistisch. Sie glauben, dass Daniel Ek sein Unternehmen in den nächsten Jahren zum „Netflix des Musikstreamings“ führen kann.



Datenquellen : Bloomberg, Financial Times, BörseGo AG, Finanzen Verlag GmbH - Bildquelle: Reuters/Chrisitan Hartmann (christiantoday.com)