Dialog Semiconductor: Heißer Turnaround- und Übernahmekandidat?

Die Aktie des Anbieters von integrierten Halbleiterlösungen aus dem TecDAX verzeichnete in den letzten Monaten einen deutlichen Kursrückgang. Auf Jahresbasis gehört der Chipentwickler aus dem britischen Reading sogar zu dem größten Verlierer im TecDAX. Gemessen an den Jahreshöchstkursen hat sich der Wert mehr als halbiert – über 1,5 Milliarden Euro Börsenwert wurden vernichtet. Vor allem die gestiegenen Befürchtungen, dass der Hauptkunde Apple in Zukunft einen Teil der bei Dialog bestellten Halbleiterchips selbst herstellen könnte, führten zu den massiven Abverkäufen bei den Wertpapieren. Laut Analystenschätzungen generiert der britische Fabless-Hersteller rund 70% seiner Umsätze durch Aufträge der Kalifornier. Das hohe Klumpenrisiko führte schon in der Vergangenheit immer wieder zu Verunsicherung bei den Investoren und sorgte für einen Abschlag bei der Aktie. Aktuell beträgt der Unternehmenswert nicht einmal das Sechsfache des Betriebsergebnisses, wodurch Dialog im Peer-Group-Vergleich momentan äußerst günstig bewertet ist. Auch wenn die Prognosen des Halbleiterentwicklers ab 2019 mit hohen Unsicherheiten verbunden sind, gehen viele Analysten davon aus, dass der Großteil der schlimmsten Befürchtungen bereits im Kurs eingepreist sein sollte.


Dialog Semiconductor hat sich vor allem auf die Optimierung des Energiemanagements in elektronischen Geräten fokussiert. Die verwendeten Halbleiter werden aktuell überwiegend in „mobile devices“ (z.B. Smartphones) benötigt. Doch nicht nur die zukünftig weltweit steigende Anzahl mobiler Endgeräte, sondern auch die Anwendung von Halbleiterchips in weiteren alternativen Einsatzgebieten, wie zum Beispiel Elektromobilität und Industrie 4.0 bzw. Internet der Dinge (IoT), verspricht ein enormes Wachstumspotenzial. Gelingt es Dialog künftig die Geschäftstätigkeiten konzentriert auf letztgenannte Bereiche auszuweiten, dürften die Chancen für die Briten mittel- bis langfristig relativ gut stehen.

Zudem gilt Dialog in Insiderkreisen, nicht nur aufgrund guter Marktposition, stabiler und solider Bilanz sowie der niedrigen Unternehmensbewertung, als heißer Übernahmekandidat. Die chinesische Tsinghua-Universität hat in letzter Zeit durch gezielte Zukäufe klammheimlich ihren Anteil an Dialog auf nun über 9% ausgebaut. Die staatliche Universität investiert über die Tochter Tsinghua Unigroup, zu welcher auch schon die Halbleiterentwickler Spreadtrum Communications und RDA Microelectronics gehören. Die beiden asiatischen Konzerne schlossen bereits letztes Jahr eine Kooperation mit Dialog zur Entwicklung von Smartphone-Halbleitern für den chinesischen Markt. Es scheint deshalb aus strategischer Sicht nicht unrealistisch, dass die Investoren, welche den Aufbau der Hableiterindustrie in China vorantreiben wollen, ihren Einfluss bei Dialog weiter ausbauen möchten. Dies könnte durch die Erhöhung ihrer Anteile bei Dialog oder sogar durch ein Übernahmegebot erfolgen. Gerade Letzteres ist aufgrund aktuell niedriger Zinsen, einer soliden Bilanz und der niedrigen Bewertung Dailogs sowie dem allgemeinen Konsolidierungsdruck in der Chip-Branche nicht auszuschließen. Ungewiss ist, ob die chinesischen Investoren zunächst abwarten und darauf spekulieren, dass die Talfahrt der Dialog-Aktie anhält, um weitere Anteile noch billiger erwerben bzw. eine Übernahme kostengünstiger gestalten zu können.

Fazit: Die Dialog-Aktie ist mittel- bis langfristig ein interessanter Turnaround- und Übernahmekandidat. Da jedoch zum aktuellen Zeitpunkt die Zukunft des Unternehmens größtenteils ungewiss ist und bisher noch keine nachhaltige Bodenbildung erfolgte, empfiehlt sich die Aktie momentan lediglich für risikobereite bzw. spekulative Anleger.


Quellen: Finanzen Verlag GmbH, Finanzen.net, Börse Online, Finanznachrichten.de - Bildquelle: FAZ.net