Tesla – Am Rande der Pleite?

Die Tesla Aktie gehörte gestern mit einem deutlichen Minus von -7,5% zu den größten Verlierern im Nasdaq 100. Unter anderem die Aussage von Hedgefondsmanager John Thompson „Tesla is going to crash in the next 3-6 months“ brachte die Papiere des kalifornischen Autobauers merklich unter Druck.
John Thompson, Value-Investor aus Chicago und CIO von Vilas Capital Management, gehört zu den wenigen Hedgefondsmanagern, die in den letzten Jahren kontinuierlich den Markt outperformen konnten, und das, obwohl Thompson schont seit Jahren mit hohem Volumen erfolglos gegen Tesla Motors wettet. Alleine im Jahr 2017 fuhr der Hedgefonds eine Rendite von 65% ein. Aktuell ist der Tesla-Short die größte Position in dem 25 Millionen Dollar schweren Fonds.

In den vergangenen Jahren ging es für die Papiere des Elektroautoherstellers rasant nach oben. In den letzten zehn Jahren konnte die Tesla-Aktie um mehr als 4.000% zulegen. Die Vision von Mitgründer und CEO Elon Musk überstrahlte dabei die Tatsache, dass Tesla an der Börse sehr hoch bewertet ist und zugleich deutlich weniger Autos verkauft als andere Autobauer sowie darüber hinaus Unmengen an monetären Mitteln verbrennt.
John Thompson glaubt jedoch, dass die Tesla-Story nun bald ein jähes Ende finden könnte. Die finanzbasierten Fakten wiegen auf lange Sicht an den Kapitalmärkten stärker als Wunschträume und Fiktionen, so der Fondsmanager.
Thompson erwartet einen regelrechten „Crash“ bei der Tesla-Aktie in den nächsten drei bis sechs Monaten.




Die Gründe hierfür seien Inkompetenzen im Hinblick auf die Produktion und Auslieferung des Model 3, ein Nachfragerückgang beim Model S und X, die hohe Bewertung an der Börse und die horrende Finanzsituation  („horrendous finance“) bei Tesla Motors. Besonders Letzteres führe zu einem deutlich erhöhten Kapitalbedarf. Man geht davon aus, dass der amerikanische Elektroautohersteller in den nächsten 18 Monaten nahezu 8 Mrd. Dollar benötigen wird. In diesem Jahr müssen also weitere finanzstarke Investoren bzw. Banken aufgesucht werden, die Tesla frisches Kapital zur Verfügung stellen. Das Problem: Die Ratingagentur Moody’s stufte Tesla erst kürzlich erneut ab (auf B3-Niveau). Thompson geht davon aus, dass es nur noch eine Frage der Zeit sein dürfte, bis die ersten Ratingagenturen Tesla Motors auf Ramschniveau (CCC) herabstufen werden. Dies könnte das Todesurteil („death knell“) für den Fahrzeughersteller sein, da es zum einen immer schwieriger werde sich frisches Geld zu akzeptablen Bedingungen zu beschaffen und zum anderen eine Vielzahl von Zulieferern Vorauszahlungen oder Zahlung per Nachnahme fordern könnten. 
Ferner könnten auch die eingeleiteten Ermittlungen der US-Börsenaufsichtsbehörde (SEC) gegen Tesla (Bilanzfälschung) und die Abnahme der Risikobereitschaft an den Kapitalmärkten Verkaufsdruck auf die Papiere des kalifornischen Fahrzeugherstellers ausüben.
Summa summarum sieht der Hedgefondsmanager Tesla am Rande des Konkurses („on the verge of bankruptcy“). Einzig risikoreiche (chinesische) Kapitalgeber könnten das Unternehmen noch solvent halten.
John Thompson untermauert seine Argumentation mit einem „reality check“:
Tesla ist aktuell doppelt so hoch bewertet (Unternehmensbewertung) wie der Autobauer Ford. Während Ford im letzten Jahr 6 Millionen Autos produziert und einen Gewinn von 7,6 Mrd. $ erwirtschaftet hat, stellte Tesla lediglich 100.000 Autos her und verzeichnete einen Verlust von circa 2 Milliarden Dollar. Zudem sitzt Ford auf Cash-Reserven von nahezu 12 Mrd. US-Dollar. Tesla hingegen benötigt eine Finanzspritze nach der anderen. Unter der Führung Elon Musks hat Tesla bisher bereits einen kumulierten operativen Verlust von knapp 5 Milliarden Dollar auszuweisen.

Thompson gehört zu den Tesla-Bären, die lange Zeit relativ viel Geld durch Shorts auf das Automobilunternehmen verloren haben. Er gibt an, mit einer halben Million Dollar selbst in seinem eigenen Fonds investiert zu sein.
Der Hedgefondsmanager verfolgt mit den überaus negativen Äußerungen bezüglich Tesla zweifellos auch Eigeninteressen. Nichtsdestotrotz sind einige Kritikpunkte von Thompson nicht von der Hand zu weisen. Ob jedoch Tesla Motors in ein paar Monaten wirklich das Geld ausgehen wird, darf befzweifelt werden.
Bisher konnte der Konzern mögliche Liquidationsengpässe immer rechtzeitig mit neuen und frischen Geldquellen (Investoren/Kapitalmarkt) überbrücken. Das Tesla an der Börse sehr hoch bewertet ist, ist ebenfalls keine Neuigkeit mehr und den meisten Aktionären bereits bewusst. Die Tesla-Aktie gehört zu den Papieren, die von Zukunftsträumen leben und sich jeglicher realistischen Bewertung entziehen. Der CEO Elon Musk entfacht glaubhafte Fiktionen und schafft es immer wieder Aktionäre und neue Kapitalgeber von seinen Visionen zu überzeugen. Doch bereits im letzten Quartalsbericht sickerte durch, dass Musk mittlerweile nicht mehr all seine Zeit und Aufmerksamkeit dem Unternehmen Tesla widmet („Elon does not devote his full time and attention to Tesla“). Eine Aussage, die bei  den Stake- und Shareholdern von Tesla Motors wohl nicht gerade für Freudensprünge gesorgt haben dürfte.



Literaturquelle(n): John Thompson Letter (Vilas Capital Management); BörseGo AG; MarketWatch; Business Insider; Sovereign Man
BIldquelle: Mystock118.com