Netflix – Wann fällt das „House of Cards“?

Die Aktie des US-amerikanischen Streaminganbieters, der mit seinem Portfolio an Filmen und Serien zu den weltweit führenden Anbietern im Videobereich zählt, gehört zu den „Hot Stocks“ des ersten Quartals dieses noch jungen Börsenjahres. In den letzten drei Monaten konnten die Papiere von Netflix knapp 70% (US-Dollarbasis) zulegen. 
Nach starken Quartalszahlen sprangen die Papiere des Onlinefernsehdienstes Ende Januar bereits auf ein neues Allzeithoch. Der Gewinn 2017 auf Jahressicht und der Kundenzuwachs im Winterquartal fielen deutlich besser aus als erwartet. Sämtliche Analystenhäuser hoben daraufhin ihre Prognosen für die Aktie des US-Streamingdienstes an. Seitdem reißen sich die Anleger förmlich um die Papiere von Netflix. Die Rally verschärfte sich in den letzten Wochen zunehmend.




Gegenwind kommt derweil von mehreren Fondsmanagern, die teilweise die Aktie als „Bubble Stock“ betiteln und hohe Short-Investments auf die Aktie ankündigen.
Netflix ist mittlerweile sehr hoch bewertet, für 2018 befinden sich die KGV-Schätzungen im dreistelligen Bereich. Schaut man sich zudem das Zahlenwerk des Streaminganbieters, der mit der Serie „House of Cards“ berühmt geworden ist, genauer an, so zeigt sich, dass der Konzern enorme Geldmittel verbrennt. Um die Kunden bei Laune zu halten, müssen ständig neue Filme und Serien gekauft oder teilweise eigenproduziert werden. Alleine im letzten Jahr wies Netflix unterm Strich einen Verlust von 1,7 Milliarden Dollar aus. Und auch in diesem Jahr will der US-Videodienst weitere 8 Mrd. US-Dollar alleine für die Eigenproduktion ausgeben. Zudem sind die verdeckten Schulden (Abnahmeverpflichtungen) im letzten Jahr um mehr als das Fünffache angewachsen.

Die entscheidende Frage für Anleger ist, wann dieses Kartenhaus ins Wanken gerät. Aktuell schwimmt Netflix auf der Erfolgswelle, denn hohe Zuwächse bei Abonnenten werden an der Börse frenetisch gefeiert und mit neuen Aktienhöchstkursen honoriert. Schwierig dürfte die Situation spätestens dann werden, wenn die Abonnentenzahlen in Zukunft nicht wie erwartet ausfallen sollten und sich die Blicke vermehrt auf die roten Zahlen des Unternehmens richten. Die Konkurrenz schläft zumindest nicht. Wettbewerber Amazon investiert massiv in seinen Streamingdienst Prime, um Netflix die Vorherrschaft im Onlinefernsehen streitig zu machen. Und auch Disney gab bekannt, zukünftig ebenfalls im Streaming-Bereich mitmischen zu wollen. Stärkerer Konkurrenzdruck führt i.d.R. zu erhöhtem Preisdruck und folglich zu sinkenden Margen  bei den Anbietern.

Trotz euphoriegetriebenem Momentum mit viel Kursphantasie bleibt Netflix für Anleger ein gefährliches Kartenhaus.


Datenquelle(n): Nasdaq, Bloomberg, Finanzen Verlag München, la, BörseGo AG  // Bildquelle: vicsmovieden.com