Marktkommentar: Wer fängt die Euro-Bullen ein?

Die EZB-Sitzung am Donnerstag löste bei den meisten Anlegern gemischte Gefühle aus. Die Aussagen der Notenbank, das Volumen beziehungsweise die Dauer des Wertpapierkaufprogramms gegebenfalls zu erhöhen, wurde als äußest "taubenhaft" interpretiert. Während der Dollarkurs nachgab, hüpfte der DAX, wie man es nach vielen EZB-Sitzungen kennt, knapp ein Prozent nach oben. Die Freude währte nur kurz, denn nur wenig später äußerte sich Mario Draghi. Draghi untestrich den jüngsten Aufschwung der Eurozone und - das ließ sich zwischen den Zeilen erkennen - hält sich die Tür für ein startendes Tapering im Herbst offen.
Eine Aussage, die den europäischen Anlegern eher weniger schmeckte. Der DAX gab seine Vortagesgewinne komplett ab, während der Euro auf ein neues Zweijahreshoch anstieg. Gerade für die exportorientierten Konzerne im Euro-Raum ist ein stärker werdender Euro eine Belastung.

Draghi fütterte die Euro-Bullen. Mal wieder. Auch wenn seine Aussagen diesesmal nicht als "falkenhaft" interpretiert werden können, reichte bereits ein neutrales Statement, um den Dollarkurs zu beflügeln. Seit Macrons Wahlsieg Ende April konnte der Euro gegenüber dem Dollar stark aufwerten.
Zum einen beflügelt die Fantasie auf das sukzessive Zurückfahren der ultralockeren Geldpolitk der EZB den Euro. Zum anderen scheinen sich die Euro-Krisenländer graduell zu stabilisieren. Das zeigen zumindest aktuelle Wirtschafts- und Arbeitsmarktdaten.

Der EUR/USD-Kurs könnte seinen Marsch Richtung Norden nun weiter fortsetzen.
Auch weil die letzten Wirtschafts- und Arbeitsdaten aus den USA eher durchwachsen bis moderat ausfielen. Zudem betonte die FED, dass eine weitere Zinsanhebung "gut überlegt" sein muss und durch "gute Wirtschaftsdaten" untermauert werden müsse. Eine falkenhafte Janet Yellen hört sich zumindest anders an.



Charttechnisch sehen wir beim Dollarkurs einen wichtigen Bullish Breakout aus der massiven Unterstützungszone bei ca. 1,15 , der dem Kurs weiter Rückenwind verleihen könnte. Der Ausbruch ist deshalb interessant, weil der Kurs an jener Marke des Öfteren scheiterte und anschlließend nach unten drehte.
Aus technischer Sicht stehen die Ampel aber nun auf Grün, zumal die 1,15-Marke jetzt als zukünftiger Support agieren könnte. Das erste übergeorndete Kursziele wäre 1,2. Ein Rückfall unter 1,126 jedoch, wurde die intakte Rally zunächst beenden.

Fazit:  Auch wenn fundamental aktuell (Ist-Zustand) die Aufwertung des Euros (gegenüber dem US-Dollar) auf wackligen Beinen steht, darf man nicht vergessen, dass an der Börse die Zukunft gehandelt wird. Die Fantasie auf ein baldig startendes Tapering könnte den Euro-Bullen weiter Futter liefern. Zudem ist es bemerkenswert, dass jegliche Rücksetzer seit Anfang des Jahres gekauft wurden und der Kurs daraufhin immer wieder ein neues tempöräres Hoch erklimmen konnte.
Eines lässt sich nicht bestreiten. Der Euro ist aktuell im Momentum und Draghi scheint aktuell die Euro-Bullen einfangen zu wollen, auch weil er somit signalisieren möchte, dass man erste Erfolge der EZB-Geldpolitik sieht...